25. März 2025
Im Gespräch: Heike Faßbender vom DK-Verlag
Das Kochbuch macht die Küche zum Kreativraum
Heike Faßbender vom DK-Verlag über Trends im Kochbuchmarkt und mögliche Kooperationen mit Küchenstudios
Der DK-Verlag ist bekannt für seine hochwertigen Sachbücher. Können Sie uns einen Einblick in die Geschichte und Entwicklung des Verlags geben?
Sehr gerne! Der DK-Verlag, benannt nach den Gründern Christopher Dorling und Peter Kindersley, wurde 1974 in Großbritannien gegründet und hat sich weltweit einen Namen gemacht. In Deutschland sind wir seit 2000 mit einer eigenen Niederlassung vertreten. In den letzten 25 Jahren haben wir uns zur unangefochtenen Nummer eins im Kochbuchsegment hochgearbeitet und sind auf diesen Erfolg sehr stolz. Unser Verlag steht für visuell beeindruckende und inhaltlich fundierte Bücher – das war von Anfang an unser Markenzeichen.
Kochbücher gibt es viele – was macht DK-Kochbücher so besonders? Welche bekannten Köch:innen haben Sie bisher begleitet?
Unsere Bücher heben sich durch ihre hochwertige visuelle Gestaltung und die sorgfältige Auswahl an Autor:innen und Themen ab. Wir setzen nicht auf schnelle, massentaugliche Veröffentlichungen, sondern auf Qualität und Langlebigkeit. Ein weiterer Punkt ist, dass unsere Kochbücher inspirieren sollen – sie sind nicht nur reine Rezeptsammlungen, sondern laden dazu ein, selbst kreativ zu werden.
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Heike Faßbender ist seit über neun Jahren bei Dorling Kindersley, seit drei Jahren in der Funktion als Programmleiterin und nun als Geschäftsführerin. Als Programmleiterin verantwortet sie das komplette DK-Programm. Zuvor arbeitete sie viele Jahre in leitender Funktion in einer Marketingagentur, die unter anderem jahrelang ein großes Kochevent mit den Jeunes Restaurateurs, Siemens und diversen Küchenstudios in ganz Deutschland organisiert hat. Privat lebt Heike Faßbender seit über 20 Jahren mit ihrem Mann und zwei Töchtern in München.
Zu unseren bekanntesten Autoren gehören beispielsweise Jamie Oliver und Yotam Ottolenghi. Als Jamie Oliver vor 25 Jahren begann, war er noch komplett unbekannt und heute ist er einer der erfolgreichsten Kochbuchautoren der Welt. Ähnlich ist es bei Yotam Ottolenghi, der sich mit seiner levantinischen Küche eine riesige Fangemeinde aufgebaut hat. Aber auch deutsche Starköche wie Alexander Herrmann, Ali Güngörmüs, Heiko Antoniewicz, Sascha Stemberg, Nelson Müller und Christian Hümbs gehören zu unserem Portfolio. Unter dem Label Matthaes verlegen wir außerdem Sterneköche wie Jan Hartwig, Heiko Nieder, Paul Ivic, Christian Bau, Christoph Rainer und viele weitere.
Welche Rolle spielen prominente Köch:innen und Influencer:innen für den Erfolg eines Kochbuchs? Müssen Autor:innen heutzutage bekannt sein, um sich im Markt durchzusetzen?
Eine gewisse Bekanntheit ist auf jeden Fall eine wichtige Basis, um ein erfolgreiches Kochbuch auf den Markt zu bringen. Wir arbeiten bewusst mit Content Creator:innen zusammen, die bereits eine engagierte Community haben. Allerdings muss ein Kochbuch mehr bieten als das, was online schon verfügbar ist. Deshalb achten wir darauf, dass Influencer:innen mit neuen Konzepten oder besonderen Herangehensweisen punkten, anstatt einfach nur ihre Online-Rezepte in Buchform zu veröffentlichen. Wer einen echten Mehrwert über den Social-Media-Content hinaus bieten kann, hat gute Chancen auf Erfolg.
Welche inhaltlichen Trends beobachten Sie aktuell im Kochbuchmarkt? Gibt es bestimmte Themen, die besonders gefragt sind?
Pflanzliche Ernährung und Flexitarismus sind große Themen. Menschen möchten nachhaltiger konsumieren und bewusster kochen. In diesem Zusammenhang werden auch Themen wie Fermentation, selbstgemachte Basics und „Unprocessed Food“ immer wichtiger. Gleichzeitig bleibt die internationale Küche spannend – levantinische, koreanische oder südamerikanische Einflüsse sind sehr gefragt. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass wir heute deutlich mehr reisen und mehr von der Welt sehen als noch vor einigen Jahren. Mit einem Kochbuch nehmen sich die Menschen die Reiseeindrücke mit in die heimische Küche und werden dann dort selbst kreativ.
Lassen Sie uns einen Blick hinter die Kulissen werfen: Wie lange dauert es von der Idee bis zur Veröffentlichung eines neuen Kochbuchs und was sind die wichtigsten Schritte im Entstehungsprozess?
Der Prozess dauert in der Regel mindestens ein Jahr. Alles beginnt mit einer Idee, sei es durch unsere Autor:innen oder durch unser Team. Dann arbeiten wir das Konzept aus und stellen die Rezeptlisten zusammen, damit die Gerichte probeweise gekocht werden können. Dann geht es an Texte und Layouts und parallel läuft die Fotoproduktion – denn ansprechende Bilder sind ein Schlüsselfaktor für den Erfolg. Und bevor das Kochbuch schließlich in den Handel kommt, sorgen gezielte Marketing- und Vertriebsstrategien dafür, dass es dann auch auf die entsprechende Nachfrage trifft.
Wenn wir uns den Themenbereich Kochen und Küche etwas breiter anschauen: Können Kochbücher Ihrer Meinung nach dabei helfen, ein Küchenstudio attraktiver zu gestalten?
Absolut! Küchenstudios bieten eine großartige Möglichkeit, Kochbücher erlebbar zu machen. Events mit Köch:innen, Showcooking oder Buchpräsentationen in diesen Räumen sind sehr erfolgreich. So können Interessierte nicht nur in den Büchern blättern, sondern auch direkt sehen, wie Rezepte umgesetzt werden – das weckt neue Ideen und schafft eine emotionale Verbindung. Außerdem erleben Teilnehmende solcher Events auch die Küchen direkt live und können sich bildlich vorstellen, welche Möglichkeiten die Anordnung, Ausstattung und verschiedene Details ihnen in ihrem Alltag bieten könnten. Die Küche wird so in der Wahrnehmung der Menschen vom Arbeits- zum Kreativraum, in dem man sich gerne aufhält und Neues ausprobiert.
Haben Sie mit solchen Ideen schon praktische Erfahrungswerte gesammelt? Und was macht ein solches Event für alle Beteiligten zum Erfolg?
Ich habe in meiner beruflichen Vergangenheit bereits zahlreiche Events in Kooperation mit Küchenstudios umgesetzt, oft gemeinsam mit Küchengeräteherstellern oder renommierten Köch:innen. Küchenstudios bieten den perfekten Rahmen, um Kochbücher praxisnah zu präsentieren und das Publikum aktiv einzubinden. Dabei entstehen spannende Synergien: Buchhandlungen profitieren von einem zusätzlichen Verkaufskanal, Küchenstudios wiederum können ihre Räumlichkeiten als Erlebnisorte etablieren und so potenzielle Kund:innen inspirieren.
Besonders erfolgreich sind Aktionen, bei denen renommierte Köch:innen oder Influencer:innen in Küchenstudios ihre Rezepte präsentieren und dabei nicht nur ihr Buch, sondern auch die Kochumgebung in Szene setzen. Denkbar sind außerdem Thementage, beispielsweise zu internationaler Küche, gesunder Ernährung oder Kochtechniken wie Fermentieren. Die Möglichkeiten sind vielfältig, und wir sehen großes Potenzial in solchen Kooperationen.
Vielen Dank für das spannende Gespräch!
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