29. März 2025
Sigmar Gabriel, ehemaliger Bundesaußenminister und Vorsitzender der Atlantik-Brücke e.V., zeichnete ein ernstes, aber realistisches Bild der aktuellen geopolitischen Weltlage. In seiner Keynote „Europa in einer unbequemen Welt“ analysiert er die aktuellen geopolitischen Verschiebungen und ihre Auswirkungen auf Europa.
Beginnend mit einem historischen Rückblick auf Venedig als einstiges Zentrum des Welthandels zog er Parallelen zur heutigen Situation Europas. Gabriel skizzierte eine Welt im Umbruch: Europa, das über 600 Jahre lang im Mittelpunkt der Welt gestanden habe, erlebe nun einen tektonischen Wandel, bei dem sich die Machtachsen verlagern.
Ein wesentlicher Punkt seiner Analyse war der Rückzug der USA aus ihrer Rolle als globale Ordnungsmacht. Dies stelle Europa vor große Herausforderungen, da es traditionell von der transatlantischen Partnerschaft profitiert habe. Gabriel wies auch auf die Schwäche der Europäischen Union hin, die oft zu langsam agiere und durch den Brexit zusätzlich geschwächt worden sei. Ein weiteres Problem liege in unserer Historie: „Als Europäer wurden wir dazu erzogen, uns rauszuhalten.“ Als Sicherheitsfanatiker würden wir mit Regulierung das Risiko am liebsten auf null setzen, aber: Dann passiere eben gar nichts.
Gabriel schloss seine Analyse mit einer ernüchternden Nachricht an das Publikum: „In absehbarer Zeit kommt das Europa, in dem wir aufgewachsen sind, nicht zurück.“ Umso wichtiger sei es, die Herausforderungen anzunehmen und aktiv zu werden. Ohne Anstrengung gehe es nicht und man müsse zeigen, dass sich Anstrengung wieder lohne. Gerade als Exportnation sei es wichtig, an den Faktoren anzusetzen, die Deutschland als Standort so unattraktiv machen. Im Fokus: Der Abbau der überbordenden Bürokratie.
Wenn es gelungen sei, nach dem zweiten Weltkrieg in nur einer Generation von Feindschaft zu Freundschaft zu gelangen, warum solle uns das nicht jetzt auch gelingen, Europa wieder zu einen und zu stärken? Er forderte ein neues Selbstbewusstsein für Europa: „Es geht ums Ganze!“ Wir müssen uns einmischen und unsere eigene Rolle in der Welt neu definieren. Nur so können wir unsere Werte und Interessen in einer unbequemen Welt verteidigen.
Sein starker Abschluss-Appell an das Publikum: