18. September 2023
Zudem werde den Verbrauchern eine hochwertige Ausstattung immer wichtiger. „Diese Wertigkeit der Küche ist für unsere Branche ein hohes Gut, das wir bewahren und nicht durch Preiskämpfe im Handel gefährden sollten“, lautete seine Aufforderung in Richtung Handel. Denn das Geld sei bei den Verbrauchern nach wie vor da. Allerdings habe die Verunsicherung der Menschen zu einer Kaufzurückhaltung geführt, die in zwischen in allen wirtschaftlichen Lebensverhältnissen angekommen sei. Das spiegelt sich auch in den vorgestellten Zahlen für das aktuelle Jahr wider:
Laut den Verbandserhebungen lag der mengenmäßige Auftragseingang von Januar bis August 2023 um 11,5 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Bezogen auf den Wert ergibt sich ein Rückgang von 2,6 Prozent. Selbst im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 zeigen sich Einbußen: So unterschritt der mengenmäßige Auftragseingang bis August 2023 das damalige Niveau um 2,7 Prozent.
Vor allem das schwierige Bauumfeld bereite der Küchenbranche Sorgen. Allein in der ersten Jahreshälfte sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen um 27,2 Prozent auf 135.200. Für dieses Jahr wird mit lediglich 245.000 statt der von der Bundesregierung geplanten 400.000 fertiggestellten Wohneinheiten gerechnet, für das kommende Jahr mit nur 210.000. „Der stockende Neubau stellt die deutsche Küchenmöbelindustrie vor große Herausforderungen“, so Waldenmaier, „zieht doch jede fertiggestellte Wohnung erfahrungsgemäß den Kauf von zwei bis drei neuen Küchen nach sich.“
In diesem Zusammenhang machte er auf die große wirtschaftliche Bedeutung der Branchen Bauen und Einrichten aufmerksam: Das Cluster aus Wohnungsbau und Möbeln samt aller beteiligten Wirtschaftszweige wie der Herstellung, dem Handel und der Montage von Bauprodukten, Möbeln, Hausgeräten und anderen Haushaltswaren zählt nach Berechnungen der Möbelverbände mehr als eine Million Beschäftigte.
Zum Vergleich: Die stark im Fokus von Politik und Medien stehende deutsche Automobilindustrie umfasst inklusive der Zulieferer rund 800.000 Arbeitsplätze. „An unserer Branche und der gesamten Wertschöpfungskette hängt eine hohe Zahl an Arbeitsplätzen – wir benötigen dringend Maßnahmen zur Belebung des Wohnungsbaus“, forderte Waldenmaier.
In den ersten sieben Monaten dieses Jahres setzte die deutsche Küchenmöbelindustrie rund 3,8 Milliarden Euro um, ein Plus von 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie VdDK-Geschäftsführer Jan Kurth berichtete. Neben Preiseffekten sei der Zuwachs auch auf Auftragsüberhänge aus dem Vorjahr und statistische Effekte zurückzuführen.
Im Monat Juli verbuchte die Branche die bislang schwächste Entwicklung in diesem Jahr: Der Umsatz gab um rund sieben Prozent auf 371,5 Millionen Euro nach. Dabei entwickelte sich der Inlandsumsatz (minus 9 Prozent) noch stärker rückläufig als der Auslandsumsatz (minus 5 Prozent). Letzterer trug von Januar bis Juli 2023 mit 1,7 Milliarden Euro (plus 5,4 Prozent) zu 45 Prozent zu den Gesamtumsätzen der Branche bei.
„Auch das kommende Jahr wird für unsere Branche anspruchsvoll werden“, so Stefan Waldenmaier. Mit Blick auf das anspruchsvolle Marktumfeld rechnet er – trotz einer erhofften leichten Belebung im Herbst – für die deutsche Küchenmöbelindustrie im Gesamtjahr 2023 mit einem Umsatzrückgang von rund drei Prozent. Es brauche dringend einen Stimmungsumschwung, die Verbraucherinnen und Verbraucher müssten wieder Freude am Konsumieren finden. Deshalb sei es an der Politik, positive Signale zu senden, statt für Verunsicherung zu sorgen wie etwa mit den Diskussionen über das Heizungsgesetz. Generell zeigte sich Waldenmaier optimistisch, was die mittelfristigen Aussichten der Branche betrifft. Die deutsche Küchenmöbelindustrie sei mit ihren modernen Produktionsstätten und den innovativen Produkten hervorragend für die Zukunft aufgestellt.